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Nachhaltigkeitsleitlinien

Keine Angst! Die Kriterien sollen Freiwillige, die selbst Projekte initiieren wollen (im weiteren Text Orga-Team), unterstützen. Denn ein naturnaher Wald kann nicht einfach angelegt werden, sondern entsteht über viele, viele Jahrzehnte. Es lohnt sich also vor einem Projekt gründlich die Leitlinien zu lesen.
[In der Schreibweise verwenden wir wegen einfacher Lesbarkeit die in unserer Sprache übliche Grammatik, welche maskulin geprägt ist – aber natürlich wollen wir immer auch Frauen/nicht männlich sozialisierte Menschen mit ansprechen. Wenn wir also z.B. von Kooperationspartnern, Mitpflanzern, Helfern, usw. reden, meinen wir damit genauso auch Kooperationspartnerinnen, Mitpflanzerinnen, Helferinnen, usw.]

Zweck

Die Leitlinien zur Nachhaltigkeit sollen einen Rahmen für die Arbeit von WikiWoods bereitstellen. Dieser Rahmen bezieht sich in erster Linie auf die WikiWoods-Waldprojekte (Teil 1) und soll deren Nachhaltigkeit garantieren. Projekte, die über die WikiWoods Plattform initiiert und organisiert werden, müssen in diesen Rahmen passen, indem sie sich an den vorgegebenen Leitlinien orientieren. Gleichzeitig bezieht sich der Rahmen auf weitere WikiWoods-Aktivitäten (Teil 2), z.B. im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

1 - WikiWoods-Waldprojekte

Welcher Art können die möglichen Projekte sein?

  • Waldumbau: Umwandlung von Nadelholz-Monokulturen in Laubmischwälder (z.B. WikiWoods-Projekt "Wald 1")
  • Hecken / Biotop-Verbindungen durch sogenannte Korridorpflanzungen (z.B. Grünes Band (BUND-Projekt) oder Wildkatzen-Korridor (BUND-Projekt))
  • Waldrandgestaltung (z.B.: WikiWoods-Waldrandpflanzung Berlin-Buch)
  • Initialpflanzungen (z.B.: WikiWoods-Ackerbepflanzung bei Pasewalk)
  • Anlegen von Streuobstwiesen mit alten Sorten, Obstbaumschnitt, ggfs. Nachpflanzungen in bereits existierenden extensiv genutzten Streuobstwiesen, ggfs. Verarbeitung von Streuobst zu Saft vor Ort
    → Zweck: Schutz/Förderung genetischer Vielfalt, regionale Versorgung mit Obst, Erhalt/Neuanlage wertvoller Lebensräume
  • Pflanzungen, die an ihrem Standort in erster Linie Bodenerosion/Erdrutsche, ggfs. Lawinen o.ä. verhindern sollen (außer z.B. am Ufer von Fließgewässern) (Biotopvernetzung kann, muß dabei aber kein Nebeneffekt sein)…
    → Zweck: Bodenschutz, Sicherung gefährderter Hänge/Böschungen z.B. oberhalb von Siedlungen u.a.
  • Bepflanzung von Naßstandorten mit anthropogen erhöhter Nährstoffracht (z.B. Pflanzenkläranlagen, Dränteiche, etc) mit standortangepassten Gehölzen (z.b. Weide, Pappel, Bambus o.ä.), deren aufwachsende Biomasse regional ökologisch sinnvoll (z.B. energetisch od. zur Bodenverbesserung oder für ökologisch wertvolle Strukturen) verwendet wird o.ä.
    → Hauptzweck: Verringerung von Nährstoffeinträgen in Grund- und Oberflächengewässer
  • Pflanzen (der holzigen Komponente) von Waldgärten


Was kommt nicht in Frage:

  • Anlage von Plantagen (z.B. Kurzumtriebsplantagen)
  • Pflanzung naturferner Wälder (z.B. Nadelholz-Reinbestände in natürlichen Laubwald-Gebieten)
  • Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen (v.a. für ökologisch und/oder sozial fragwürdige Projekte)
    [Anm. sjehle: Fand schon unseren Einsatz in Stahlbrode etwas zweifelhaft - wenn ich vorher gewußt hätte, dass das dort eine solche Pflanzung war, weiß ich nicht, ob ich dann mitgemacht hätte… Würde solche Aktionen jedenfalls nicht weiter fokussieren.]
  • Pflanzung von Neophyten wie Robinien etc, va wenn sie invasiv und nicht mehr loszuwerden sind, so dass sie selbst als Zeitmischung lt. FSC nicht infrage kommen
  • [Landschaftspflegeeinsätze: inwieweit tragen sie zum eigentlich beabsichtigten Klimaschutz und der Förderung des Landschaftswasserhaushaltes bei? Meine hiermit insbesondere Maßnahmen wie Entbuschungen bei denen einheimische Gehölze eingeschlagen werden.]
  • Rein wirtschaftlich motivierte Pflegemaßnahmen in Wirtschaftswäldern wie z.b. späte Traubenkirsche etc. ausmerzen, v.a. wenn bei standortfremden Bestockungen kein ökol. Waldumbau angestrebt wird.
    Mal ganz davon abgesehen, dass wir bei den beiden letzten Punkten zudem lokalen Dienstleistern als billige Arbeitskräfte Konkurrenz machen würden.
  • Abholzung (ganzer standortfremder Monokulturen durch Wikiwoods um danach standortgerechte (Laub)gehölze auf diesen Flächen zu pflanzen [ähnliches kam mir schon vom Bergwaldprojekt zu Ohren]

Umwelt

Die entstehenden Wälder sollen zu dauerbestehenden Ökosystemen werden und

  • langfristig CO2 in Holz und Boden speichern,
  • möglichst naturnah angelegt werden,
  • die Artenvielfalt (Biodiversität) sicherstellen,
  • weitere wichtige Funktionen (lokales Klima, Erholung, Trinkwasser, Hochwasserschutz, …) in der Region erfüllen können,
  • Holz als nachwachsende Ressource erzeugen und nutzbar machen um andere begrenzte Ressourcen einzusparen.


Was heißt das konkret für die Umsetzung eines Projektes?

  • Es ist problematisch, hier verbindliche Regelungen für WikiWoods-Projekte zu definieren. Die Nachhaltigkeitsleitlinien sollten die Umsetzbarkeit von Pflanzprojekten nicht über Gebühr erschweren. Gerade für neue Orga-Teams, die einfach nur Wald pflanzen möchten ohne zu tief in die Materie Ökologie/ Forstwirtschaft einzusteigen, können stark differenzierte Regelungen ein Hemmnis darstellen, Pflanzprojekte überhaupt zu beginnen.
  • Die Initiatoren von WikiWoods empfehlen die Auflagen des neuen deutschen FSC-Standards als Richtschnur zu verwenden. Er stellt das Ergebnis der Verständigung über die Zertifizierung von nachhaltig wirtschaftenden Forstbetrieben dar, welche vor 15 Jahren u.a. von WWF und Greenpeace initiiert wurde. Der Vorteil des FSC-Standards liegt in der klaren Regelung auch von Detailfragen und ist gegenüber den Projekt-Partnern vor Ort einfach zu kommunizieren (Verweis auf den aktuellen deutschen FSC-Standard)


Welche Regelungen sieht FSC z.B. für Projekte im Rahmen des Waldumbaus (Pflanzung/Waldsaat in bestehenden Wäldern) und Neupflanzung von Wäldern bei der Baumartenwahl vor?

  • Die Einbringung von nicht standortheimischen (inkl. fremdländischen) Baumarten ist lediglich zulässig, sofern die Entwicklung der Bestände hin zur natürlichen Waldgesellschaft nicht gefährdet wird.
  • Bei Erstaufforstungen ist ein 20%iger Anteil von fremdländischen Baumarten als Zeitmischung gestattet (=Übergangsbestockung für mehrere Jahrzehnte, die ein Gedeihen von später etablierten Zielbaumarten der natürlichen Waldgesellschaft ermöglicht).


Welche weiteren Kriterien, die bei WikiWoods-Aktionen relevant sein können, wendet FSC an?

  • Keine Bearbeitung des Mineralbodens (nur Freilegung desselben)
  • In Altbeständen Festlegung und Markierung von 10 Biotopbäumen/ha, welche nicht genutzt werden und somit in die natürliche Alterungs- und Zerfallsphase übergehen können
  • keine flächige Befahrung der Waldbestände (Rückegassen in Abständen von 40 m, in Ausnahmefällen 20 m)
  • Ausweisung von Naturschutz-Vorrangflächen in Privatwald-Betrieben >100 ha im Umfang von 5% der Holzbodenfläche; insgesamt 2% der Holzbodenfläche sind langfristig aus der Nutzung zu nehmen.
  • Wir freuen uns natürlich sehr, wenn unsere Kooperationspartner bereit sind, größere als vom FSC empfohlene Flächen/Baumzahlen aus der Nutzung zu nehmen und echt alt werden lassen.


Weitere Umweltaspekte

Die Orga-Teams sollen die Freiwilligen anregen, zum Pflanzort mit öffentlichen Verkehrsmitteln (oder ggf. kombiniert mit Fahrrad) anzureisen. Dazu können z.B. die Kosten für ein Schönes-Wochendticket für gemeinsam per Bahn Anreise von WikiWoods übernommen werden.

Soziales

  • Alle Beteiligten sind gleichberechtigte Partner: Die freiwilligen Mitpflanzer, das WikiWoods-Organisationsteam und die Kooperationspartner vor Ort.
  • Die Aktiven sollen in möglichst vielen Bereichen mit einbezogen werden: Sie selbst sind Teil der Aktion und tragen mit ihren Möglichkeiten zum Gelingen bei. So wird auch der Organisationsaufwand möglichst sinnvoll verteilt.
  • Mitpflanzer sowie Projektpartner sollten vorrangig aus der Region kommen, in der das Projekt stattfindet: So kann ein Verständnis für das Ökosystem Wald, regionale Ressourcen und Naturschutz entwickelt werden und die Basis für eine Vernetzung vor Ort geschaffen werden.
  • Durch das persönliche Mitarbeiten im Wald und den praktischen Umgang mit Pflanzen und Erde bekommen die Beteiligten direkten Zugang zu ganzheitlicher Umweltbildung. Dazu trägt auch bei, dass die lokalen Partner ihre jeweiligen Vorstellungen kommunizieren und sie durch den konkreten Umgang mit dem Wald bei der Umsetzung des Projekts direkt veranschaulichen.
  • Die bei den Aktionen gewonnenen Erfahrungen sollen durch die Mitpflanzenden auf der Internetplattform dokumentiert und weitergegeben werden (z.B. genauen Pflanzort bestimmen, Fotos, Erfahrungsberichte, Tätigkeiten beschreiben).
  • Die Aktionen sollen offen für alle Interessierten sein und sind somit auch ein Ort zum Austausch zu anderen Themen und für Diskussionen. Offenheit, gegenseitige Toleranz und ein respektvoller Umgang miteinander sind dabei unverzichtbar.
  • WikiWoods schließt sich durch seine Projekte der Weltdekade der Vereinten Nationen "Bildung für nachhaltige Entwicklung" an. Themen wie Klimaschutz und Umweltschutz in der eigenen Region sind ein wichtiger Aspekt einer nachhaltigen Entwicklung und können durch WikiWoods erlebbar werden.

Ökonomie

  • Die Finanzierung soll projektbezogen stattfinden, indem auf Strukturen lokaler Partner zurückgegriffen wird (z.B. könnten Spenden projektbezogen über einen lokalen Partner gesammelt werden).
  • Lokale Wirtschaftsstrukturen sollten nicht gestört werden. Konkurrenzsituationen, wie sie bei der ehrenamtlichen Durchführung von Pflanzaktionen zu regionalen Dienstleistern auftreten können, sollten vermieden werden. Erwerbsbetriebe der Land- und Forstwirtschaft kommen nur unter bestimmten Bedingungen als Partner für WikiWoods in Frage. Beachtet werden muss insbesondere, dass WikiWoods-Projekte und die ehrenamtlichen Mitpflanzer vor Ort nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden, sondern dass wirklich zusätzliche Pflanzungen umgesetzt werden, die ohne WikiWoods nicht stattgefunden hätten.

2 - Weitere WikiWoods-Aktivitäten

Umwelt

  • Der Betrieb der Internetplattform WikiWoods.Org wird durch Ökostrom aus regenerativen Energiequellen gewährleistet.
  • Gedruckte Öffentlichkeitsmaterialien, wie Postkarten, Broschüren oder Flyer sollen sparsam eingesetzt werden. Für gedruckte Materialien soll Recyclingpapier verwendet werden.
  • Für gemeinsame Treffen sollen zentrale Orte gewählt werden, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sind.
  • Falls keine reine Selbstverpflegung stattfindet:
    • Die Verpflegung bei Aktionen soll möglichst aus biologisch und regional erzeugten Lebensmitteln bestehen.
    • Da der Klimaschutz ein zentrales Anliegen von WikiWoods ist, ist dafür Sorge zu tragen, dass bei Pflanzaktionen vegetarische Verpflegung verfügbar ist.

Wirtschaftlichkeit

  • WikiWoods selbst versteht sich als eine Non-Profit-Initiative.
  • Die Projektbudgets sollen niedrig gehalten werden (low-budget-Prinzip). Durch Kooperationen mit anderen soll nach Möglichkeit auf vorhandene Strukturen zurückgegriffen werden.
  • Benötigte Ressourcen sollen, soweit möglich, durch die Beteiligten selbst zur Verfügung gestellt werden.
  • Wenn dennoch Gelder benötigt werden, sollen diese durch private Spenden, öffentliche Förderung oder durch Unterstützung von nachhaltig agierenden Unternehmen gedeckt werden. Dazu bitte die WikiWoods Plattform nutzen, um diese Fragen mit den anderen vorab zu klären.

Soziales

  • WikiWoods.Org funktioniert durch das Engagement Freiwilliger.
  • Jede_r bringt seinen Beitrag je nach den eigenen Stärken, Fähigkeiten und der persönlich zur Verfügung stehenden Zeit ein. So soll verhindert werden, dass das Engagement bei WikiWoods zu einer unangenehmen Belastung wird.

WikiWoods macht Spaß und soll viel bewegen! Gemeinsam können wir eine Menge erreichen!

 
nachhaltigkeitsleitlinien.txt · Zuletzt geändert: 2011/03/10 19:44 von sjehle
 
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